7. Einheit von Wahrheitsliebe und Vermittlungswillen

Wenn auch die Vereinbarkeit einer Lehre mit dem Glauben fetsteht, so kann sie doch noch irgendwie fremdartig und nutzlos sein. Wenn Lulls Theologie manchmal aus diesem Grunde abgelehnt wurde, so konnte dies nur dort geschehen, wo man die konkreten Anforderungen der ihn kennzeichnenden Missions- und Popularisierungstätigkeit nicht mehr im Blickfeld hatte.

Die Theologie und Philosophie Lulls kann nach T. u. J. Carreras y Artau und R. d'Alós als populäre Scholastik gekennzeichnet werden. [34]. Doch bedeutet dies nicht. Daß er einfach die im Schulbetrieb vorgetragene Theologie für das Volk vereinfachen wollte. Ihm selbst fehlte ja weithin de damals übliche Studiengang. Zwar ist die augustimnisch-anselmianische Richtung ein Hauptmoment seiner Theologie, aber die charakteristische in der Ars generalis ultima grungelegte Methode gibt doch seiner gesamtem Lehre ein besonderes und ungewöhnliches Gepräge. Er will nicht einfach eine bekannte Lehrmethode vermittels, sondern hat aus den Gegebenheiten der Situation eine eigene Methode der Kontroverstheologie entwickelt. Das schließt natürlich nicht aus. DaB er faktisch doch viele bekannte Lehren der Scholastik vorträgt.

Die Wissenschaft interessiert Lull weniger um ihrer selbst willen als im Hinblick auf die religiöse Aktion. [35]. Sie soll ihm als Mittel dazu dienn, um die Menschen von ihrer sinnenverhafteten Denkweise zur Betrachtung der göttlichen Dinge anzuregen, so daß ihr gesamtes Handeln von bewußter Glaubensüberzeugung getragen wird.