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Wenn auch die Vereinbarkeit einer Lehre mit dem Glauben fetsteht,
so kann sie doch noch irgendwie fremdartig und nutzlos sein. Wenn
Lulls Theologie manchmal aus diesem Grunde abgelehnt wurde, so
konnte dies nur dort geschehen, wo man die konkreten Anforderungen der
ihn kennzeichnenden Missions- und Popularisierungstätigkeit nicht
mehr im Blickfeld hatte.
Die Theologie und Philosophie Lulls kann nach T. u. J.
Carreras y Artau und R. d'Alós als populäre Scholastik
gekennzeichnet werden. [34]. Doch bedeutet dies nicht. Daß er
einfach die im Schulbetrieb vorgetragene Theologie für das Volk
vereinfachen wollte. Ihm selbst fehlte ja weithin de damals übliche
Studiengang. Zwar ist die augustimnisch-anselmianische Richtung ein
Hauptmoment seiner Theologie, aber die charakteristische in der Ars
generalis ultima grungelegte Methode gibt doch seiner gesamtem Lehre
ein besonderes und ungewöhnliches Gepräge. Er will nicht einfach
eine bekannte Lehrmethode vermittels, sondern hat aus den
Gegebenheiten der Situation eine eigene Methode der
Kontroverstheologie entwickelt. Das schließt natürlich nicht aus.
DaB er faktisch doch viele bekannte Lehren der Scholastik
vorträgt.
Die Wissenschaft interessiert Lull weniger um ihrer selbst willen als
im Hinblick auf die religiöse Aktion. [35]. Sie soll ihm als
Mittel dazu dienn, um die Menschen von ihrer sinnenverhafteten
Denkweise zur Betrachtung der göttlichen Dinge anzuregen, so daß
ihr gesamtes Handeln von bewußter Glaubensüberzeugung getragen
wird.
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