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In fast allen seinen Wernek hat Lull auf die rechte Ordnung bei der
Zieleinstellung des menschlichen Handelns aufmerksam gemacht. [8].
Gott ist das höchste Sein und letzte Ziel aller Kreatur. Ihm muß
deshalb auch die erste Intention des Geschöpfes gehören.
Geschaffenes kann selbst nur Ziel von Zweitintentionen sein. [9].
Vom höchsten Sein und der Erkenntnis des Ziels her muß also auch
Intellekt, Wille und Gedächtnis des Menschen gestaltet sein.
Liebe und Ehre Gottes muß erstes Ziel des Menschen sein, der
eigene oder fremde Nutzen auch übernatürlicher Art kommt erst in
zweiter Linie. Diese objektive Rangordnung der Wahrheiten ist Lull
auch Maßstab für sein Leben und seine Verkündigung.
Nur aus diesem Denkhorizont heraus, der sich der Hierarchie der
Werte von oben her bewußt ist, ist es zu erklären, daß die
äußeren Wechselfälle seines Lebens, die vielfache Veränderung
seines Wirkungskreises und der praktische Kommunikationswille ihn doch
nicht zu einem invidualistischen Pragmatiker werden ließen. Er
eretzt nicht das theologische quoad se durch das quoad nos, gibt nicht
dem persönlichen Willen und Wagnis dem Primat und meint nicht, daß
sich das Sein der Dinge in ihrem Bekannt-und Gewolltwerden durch
uns erschöpfe.
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