ARBOR SCIENTIAE: IMMANENZ UND TRANSZENDENZ IM DENKEN LLULLS[1]

Esteve Jaulent (São Paulo)


ARBOR SCIENTIAE: IMMANENZ UND TRANSZENDENZ IM DENKEN LLULLS

Auf den letzten Seiten des Arbor exemplificalis schildert uns Llull einen Philosophen, der sich voller Enttäuschung über die dürftigen Ergebnisse seines Philosophierens gesenkten Hauptes von der Quelle entfernt, die er zuvor aufgesucht hatte, um sich an ihr zu laben. Noch im selben Wald jedoch begegnet er einem Ochsen, der fortwährend das Gras, das er gefressen hat, wiederkäut. Diese Szene führt den Philosophen zu dem Schluß, er selbst habe die von ihm scheinbar beherrschte Wissenschaft nicht recht verdaut, und es sei mithin nötig, sie erneut zu durchdenken.

Etwas ähnliches gilt für das Denken unseres Mallorquiners. Ich glaube, daß man den Sinn seines Werkes nur dann erfassen wird, wenn man, so wie der Ochse in der Geschichte, immer wieder zu ihm zurückkehrt, und zwar besonders heute, aus der aktuellen Perspektive heraus, nachdem das Tief des «pensiero debole», das die Moderne charakterisierte, endgültig überwunden ist.

Die folgenden Ausführungen sollen deutlich machen, daß Llull ein klassischer und zugleich moderner Autor ist und daß, sofern man ihn nur recht versteht, sein Denken dazu beitragen kann, die Moderne gleichsam von innen heraus zu retten.