3. Theozentrik als Einheitsprinzip

In fast allen seinen Wernek hat Lull auf die rechte Ordnung bei der Zieleinstellung des menschlichen Handelns aufmerksam gemacht. [8]. Gott ist das höchste Sein und letzte Ziel aller Kreatur. Ihm muß deshalb auch die erste Intention des Geschöpfes gehören. Geschaffenes kann selbst nur Ziel von Zweitintentionen sein. [9]. Vom höchsten Sein und der Erkenntnis des Ziels her muß also auch Intellekt, Wille und Gedächtnis des Menschen gestaltet sein. Liebe und Ehre Gottes muß erstes Ziel des Menschen sein, der eigene oder fremde Nutzen auch übernatürlicher Art kommt erst in zweiter Linie. Diese objektive Rangordnung der Wahrheiten ist Lull auch Maßstab für sein Leben und seine Verkündigung.

Nur aus diesem Denkhorizont heraus, der sich der Hierarchie der Werte von oben her bewußt ist, ist es zu erklären, daß die äußeren Wechselfälle seines Lebens, die vielfache Veränderung seines Wirkungskreises und der praktische Kommunikationswille ihn doch nicht zu einem invidualistischen Pragmatiker werden ließen. Er eretzt nicht das theologische quoad se durch das quoad nos, gibt nicht dem persönlichen Willen und Wagnis dem Primat und meint nicht, daß sich das Sein der Dinge in ihrem Bekannt-und Gewolltwerden durch uns erschöpfe.